Geschickt zog er die Sehne zurück, atmete aus und kniff die Augen zusammen.
Ssssiirr. Genau ins Schwarze! Seine Kameraden jubelten, denn sie alle wussten was dies bedeutete:
Auch seine Ausbildung war erfolgreich abgeschlossen.
‚Hattest bestimmt Muffesausen, weil du der Letzte warst, nich war?‘ grinste Ferdo.
Sie waren die besten Freunde geworden, obwohl er aus dem Elternhaus einer Bäckersfamilie,
und Ferdo von einer riesigen Holzverarbeitungsanlage stammte.
‚Ach, deine Bestleistung pack ich doch jedes Mal!‘ lachte Gobbu zurück.
Sie stellten sich mit den anderen jungen Männern, die mittlerweile die dicksten Freunde geworden waren,
am Rand des Trainingsplatzes auf, wie es schon Generationen vor ihnen Taten. Ferdo blinzelte, denn die Sonne stand heute hoch am Himmel.
Sie wussten was jetzt kommt. Als Kinder hatten sie von der Ferne zugesehen.
Sie hatten sich selbst Bögen aus Schnur und Weiden gemacht, doch jetzt ging endlich ihr Traum in Erfüllung.
Nach und nach schritt der bärtige, kleine Ausbilder an den Absolventen vorbei. Wie ein Jahrzehnt kam es Gobbu vor, bis er endlich vor ihm stand. Den Blick kannte er von seinem Vater, wenn er Brot abschätzte, ob es schon fertig gebacken war.
‚Du schwörst dem König die Treue, zu folgen, wohin er dich schickt?‘
Sein Hals schien auf einmal ausgetrocknet wie nach einem siebentägigen Wüstenmarsch.
‚Ich schwöre‘.
Ihm schien, als würde jemand anders die Worte aus seinem Hals sprechen.
‚Du schwörst, dem General deiner Einheit stets Folge zu leisten?‘
‚Ich schwöre‘. ‚Du schwörst, auch bei einer Übermacht niemals zu zögern?‘ ‚Ich schwöre‘.
Damit war der Dreischwur der Bogner getan. Gobbu bekam vom Zeugmeister, der dem Ausbilder folgte, einen Bogen ausgehändigt.
Wie automatisch griff er danach. Erst ein starker Schulterklopfer von Ferdo riss ihn aus seiner Betäubung. ‚Komm, es gibt ´n extra Malzbier für jeden‘ freute sich sein Freund und zog ihn hinter sich her.
Die Kameraden lärmten, einige spielten Musik, die wegen der lauten Rufe kaum zu hören war. Selbst der sonst so ernste Ausbilder feierte mit und bekam langsam ein freundliches Gesicht. Alle waren voller Vorfreude, was sie jetzt erwartete; Ein Leben in Abenteuern, fremde Länder sehen, mit fetter Beute stolz heimkehren. Ihre Augen leuchteten.
Noch bevor der morgen graute, wurden sie geweckt. ‚Raus aus den Federn, der Major will euch sehen!‘ hallte es durch den Schlafraum der Kameraden. Müde zogen sich auch Gobbu und Ferdo an. Immerhin hatte keiner einen Kater. Wie auch, nachdem das gute Bier vor einigen Jahren durch Malzbier ersetzt worden war.
Eine große Gestalt mit gefedertem Topfhelm und Stahlrüstung trat in den Raum. ‚Bogner. Mein Name ist Generalmajor Vorwelle. Sie sind in meiner Einheit. Abfahrt in 15 Minuten. Wir haben einen Dieb zu jagen.‘ Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.
‚Pfff, Vorwelle, was für ein dämlicher Name‘ raunte Ferdo müde und rückte sich seinen grünen Federhut zurecht…